Rahmenprogramm zu DIE LUST AM ANDEREN THEATER

Deutsches Theatermuseum München
4.5. – 31.7.2022

Juni


So., 19. Juni, 15-16.30 Uhr
Einführung
„Alexeij Sagerers Unmittelbares Internet“
Eine Einführung von Anja Uhlig in die proT-homepage als künstlerische Komposition
Eintritt + 3 Euro, Anmeldung unter kontakt@deutschestheatermuseum.de

Mi., 22. Juni, 17-19 Uhr
Führung
„Netzwerke der darstellenden Künste in Europa“ öffentliche Kuratorenführung mit Axel Tangerding (Meta Theater)
Eintritt + 3 €

So., 26. Juni, 11-13 Uhr
Theater im Kino
Das Bread & Puppet Theatre mit „Gray Lady Cantata II“ / „Birdcatcher in Hell“

Ort: Theatiner Filmkunst

© Bread and Puppet Theatre
Zwei revolutionäre Figurentheateraufführungen des legendären Bread & Puppet Theatre auf der großen Kinoleinwand. Mit einer Einführung von Mascha Erbelding (Leiterin der Sammlung Puppentheater / Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums).

In dieser neuen Kooperation des Deutschen Theatermuseums beleuchtet das Theatiner Filmkunst inspirierende und bahnbrechende Zeitgenossen der freien darstellenden Künste in München. Denn auch die Anfänge des weltberühmten Bread and Puppet Theatre liegen in München – hier begann Peter Schumann 1958 seine Arbeit zwischen Maske, Tanz und Puppentheater, bevor er 1960 in die USA auswanderte. Dort arbeitete er mit zunehmendem Erfolg an seiner einzigartigen Kunst zwischen Skulptur, Pantomime, Tanz, Geschichtenerzählen, Puppenspiel und Musik. 1968 und 1969 gelang ihm mit zwei Europatourneen ein sensationeller Erfolg mit seinem „emanzipatorischen Volkstheater“, das sich einmischen wollte, die Welt kommentierte. 

Eine apokalyptische Welt, die sich in „Gray Lady Cantata II“ und „Birdcatcher in Hell“ zeigt, zwei Reaktionen auf den Krieg, zwei Wege, Bilder zu finden, wo Worte fehlen.

Die „graue Lady“ nimmt Abschied, Abschied von ihrem Sohn, der die Soldatenstiefel schnürt. Lady Gray weint, Glaskugeln an Bindfäden fließen aus ihren Augenschlitzen. Es geht um den Krieg, aber Krieg derer, die zurückgelassen werden, um die Mutter und die Welt, die ihr noch bleibt. Es ist ein Totentanz, der die – wieder erschreckend aktuelle – Absurdität des Krieges auf die Puppenbühne bringt. 

Mit „Birdcatcher in Hell“ kommentiert das Bread and Puppet Theatre die Frage nach Gehorsam und Gewalt vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges. Wohin führt der Weg, in den Himmel oder in die Hölle? 

Theatiner Filmkunst
Kartenreservierung im Theatiner: 089 / 223183
Mo. – Sa. von 16:00 Uhr bis 22:00 Uhr und
So. von 11:00 Uhr bis 22:00 Uhr
Infos zu Reservierungsmöglichkeiten und Ticketpreisen: www.theatiner-film.de


Juli


So., 3. Juli, 11-13 Uhr 
Theater im Kino
„Resist! Die Kunst des Widerstands: Living Theatre“

Ort: Theatiner Filmkunst

Ein preisgekrönter Dokumentarfilm über Judith Malina und das Living Theatre und ihre kompromisslos-radikale Theaterarbeit an internationalen Konfliktschauplätzen. In Anwesenheit der Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies.  

Der zweite Film der neuen Reihe widmet sich dem legendären Living Theatre, das seit 70 Jahren die Welt bereist und auch für viele Münchner Künstler:innen der freien darstellenden Szene wichtige Akzente gesetzt hat mit seiner Radikalität und seinem utopischen Potential. Das Living Theatre will ein Zeichen setzen und politisches Bewußtsein schaffen. 
Das Berliner Regieduo Karin Kaper und Dirk Szuszies begleitet in seinem preisgekrönten und international gefeierten Film „RESIST!” die charismatische Gründerin des Living Theatre Judith Malina und ihre Gruppe zum G8-Gipfel in Genua, auf die Straßen von New York nach den Anschlägen vom 11 .September und nach Khiam, dem berüchtigten ehemaligen Strafgefangenenlager der israelischen Armee im Südlibanon. Das Living Theatre ist immer mittendrin und widmet sich den brennenden Fragen der Gegenwart! 

Die 1926 als Tochter eines Rabbi in Kiel geborene Judith Malina, die mit ihrer Familie vor den Nazis nach New York floh und dort mit Julian Beck das legendäre Living Theatre gründete, erhielt 2004 in New York von der Theatre Hall of Fame den Preis für ihr Lebenswerk und gilt heute unbestritten als die Pionierin des Freien Theaters im Geiste Erwin Piscators. Sie starb 2015.

 „Ein kraftvoller, faszinierender Film, der emotional unglaublich packt und Mut macht, die eigenen Utopien nicht zu vergessen.“
Deutsches Filminstitut

„Der Regisseur Dirk Szuszies feiert die Geschichte des Living Theatre in grandiosen Bildern.“
Der Spiegel

Theatiner Filmkunst
Kartenreservierung im Theatiner: 089 / 223183
Mo. – Sa. von 16:00 Uhr bis 22:00 Uhr und
So. von 11:00 Uhr bis 22:00 Uhr
Infos zu Reservierungsmöglichkeiten und Ticketpreisen: www.theatiner-film.de

Mi., 6. Juli, 17-19 Uhr
Führung
»Videokunst und freie darstellende Künste« 
öffentliche Kurator:innenführung mit Dr. Birgit Pargner und Burchard Dabinnus (Schauspieler, u.a. pathos transport, Regisseur, Rundfunksprecher)
Eintritt + 3 €

Mi., 13. Juli, 18-19 Uhr
Theater im Gespräch
»Breaking Down the Walls …« 
Sabine Heymann (Kulturjournalistin) und Axel Tangerding (Meta Theater) im Gespräch über die Theaterrebellion der 1960er und 1970er Jahre und ihre Bedeutung für das freie Theater der Gegenwart, moderiert von Dr. Dorothea Volz
Eintritt frei, Voranmeldung erforderlich
Anmeldung unter kontakt@deutschestheatermuseum.de

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat eine Generation von Theaterrebellen radikale Werke hervorgebracht, die das Theater grundlegend verändert haben. Sie haben neue Formen entwickelt, das Territorium des Theaters erweitert und die Grenzen zu anderen Künsten, zu Politik und Gesellschaft durchlässiger gemacht. Mit „Breaking down the walls of theatre ..." hat der große Jerzy Grotowski 1979 in einem Interview seine Methode zusammengefasst. Mit den neuen Theaterformen verbunden war der Kollektivgedanke des produktiven Prozesses als Ausdruck alternativer Lebensformen. Zu dieser revolutionären Theatergeneration gehörten Peter Brook, Julian Beck und Judith Malina, Dario Fo und Franca Rame, Yoshi Oida, Eugenio Barba, Ariane Mnouchkine, Tadashi Suzuki, Robert Wilson, Anatolij Wassiljew, Ellen Stewart und viele andere. Dennoch wirken aus gegenwärtiger Perspektive viele dieser Theaterrevolutionäre merkwürdig patriarchalisch. Tatsächlich waren es, bis auf einzelne Ausnahmefiguren wie Ariane Mnouchkine, Meredtith Monk, Pina Bausch oder die meist im Schatten stehenden Ehefrauen (Judith Malina, Franca Rame) ausschließlich Männer, die die Theater-Gruppen leiteten. Was sagen uns diese Theaterpersönlichkeiten und ihr Erbe heute? Geht noch eine revolutionäre Aura von ihren Werken aus? Welche Relevanz haben sie für das Theater der Gegenwart? 

Im Gespräch begeben sich Sabine Heymann (Kulturjournalistin) und Axel Tangerding (Meta-Theater) auf den Weg einer historischen Einordnung, 50 Jahre später, in Zeiten von Pandemie und Krieg, in denen ganz andere Themen auf der Agenda stehen: die Durchsetzung von Diversität im Kulturbetrieb, die Durchleuchtung von Hierarchien im Theater, der Kampf gegen Machtmissbrauch …

Do., 14 Juli, 15-16:30 Uhr
Führung
Öffentliche Kuratorinnenführung mit Dr. Birgit Pargner
Eintritt + 3 €

Mi., 20. Juli, 18–19 Uhr
Theater im Gespräch
»Solo, Doppelspitze, Kollektive – Arbeitswelten der Freien Szene«
Dr. Rasmus Cromme (Theaterwissenschaft, LMU) und Ute Gröbel (HochX) im Gespräch über Arbeitsformen, Netzwerke und (Förder-)Strukturen der freien darstellenden Kunst seit den 1960er Jahren bis heute, moderiert von Dr. Dorothea Volz

„Theater ist einfach was Schreckliches, weil Theater immer in Betrieben stattfindet“, sagt Rainer Werner Fassbinder 1970 in einem Interview und ergänzt: „Da gerät man in Systeme, in die man nicht geraten will.“ Für die freien darstellenden Künste spielen alternative „Betriebsmodelle“, Arbeits- (und Lebens-)weisen von Anfang an eine wichtige Rolle und sind zentrale Aspekte der proklamierten (oder zugeschriebenen) „Freiheit“. In einer sich verändernden Arbeitswelt, die unter anderem mehr Flexibilität, agiles Arbeiten und Enthierarchisierungen fordert, sehen sich Stadt- und Staatstheater weiter dem Vorwurf ausgesetzt, strukturell nur schwerfällig auf Veränderungen zu reagieren. Doch sind die Arbeitswelten wirklich (noch) so anders und kann man daraus gegenseitig lernen? Wie, mit wem und von was arbeitet man denn heute überhaupt „frei“? 
Im Gespräch mit Dr. Rasmus Cromme (Theaterwissenschaft, LMU) und Ute Gröbel (HochX) steht vor dem Rückblick auf die vielfältigen Experimente und Spielstätten der freien darstellenden Künste in München die Gegenwart zur Diskussion, in ihrer Spannung zwischen künstlerischer Freiheit und Förderstrukturen, zwischen Einzelkämpfertum und Verbandsarbeit, mit Arbeitsformen, die scheiterten, aber auch mit Modellen, die ein Revival erleben oder sich nachhaltig etablieren konnten. 

Eintritt frei, Voranmeldung erforderlich
Anmeldung unter kontakt@deutschestheatermuseum.de