Deutsches Theatermuseum München, ID 86645
Hinter diesem unscheinbaren Programmheft verbirgt sich ein handfester Theaterskandal! Entscheidend ist, was fehlt: Seite 7 bleibt leer. Nur ein knapper Hinweis verrät, dass „Bilder von Drachen“ hier nicht gezeigt werden. Doch genau diese Abbildungen hätten es in sich gehabt. Die fehlende Seite gehörte zum Programm des Stücks Der Dra-Dra, einer Bearbeitung von Wolf Biermann – einer „Drachentöterschchau in acht Akten mit Musik“. Geplant war, echte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft als Drachen zu zeigen, die im Sinne des antikapitalistischen Stückes symbolisch „getötet“ werden sollten. Kurzfristig ließ Chefdramaturg Heinar Kipphardt das Heft ändern. Doch dies blieb nicht unbemerkt: Günter Grass veröffentlichte die entfernten Seiten in seiner Kolumne in der Süddeutschen Zeitung – und löste einen Sturm der Empörung aus. Die Folgen? Kipphardts Vertrag wurde nicht verlängert, was eine Solidarisierungswelle an deutschsprachigen Theatern auslöste.