Kostümentwurf für Romeo aus „Romeo und Julia“
Deutsches Theatermuseum München

Georg II. von Meiningen trat als bedeutender Theaterreformer des 19. Jahrhunderts, nicht nur als Regisseur und Intendant, sondern auch als leidenschaftlicher Kostümbildner seiner eigenen Hofbühne in Erscheinung. 1867 eröffnete das Meininger Hoftheater mit dem Shakespeare-Stück „Romeo und Julia“. Durch Gastspielreisen erhielten Meininger Inszenierungen zwischen 1874 und 1890 europaweite Beachtung – nicht zuletzt wegen ihrer detailgetreuen historischen Ausstattung.
Die Entwürfe zu „Romeo und Julia“ gehören dem Historismus an – einer Stilrichtung, die bewusst auf frühere kunsthistorische Epochen zurückgreift. Georg II. entwirft dabei keine bloß stilisierten Bühnenkostüme, sondern verfolgt eine möglichst authentische Anmutung der Renaissance-Kleidung an.
Julias Gewand, vermutlich für die Szene der geplanten Hochzeit mit Paris im vierten Akt entworfen, betont mit seidenem Unterkleid, überlanger Tunika, golddurchwirktem Mieder und Prunkgürtel den festlichen Anlass und den sozialen Rang. Der Schleier, das offen getragene Haar und der verzierte Kopfreif verweisen zugleich auf Unschuld und religiös motivierte Reinheit. Eine Notiz des Herzogs belegt den wiederholten Einsatz einzelner Kostümdetails in verschiedenen Produktionen.
Romeos Kostüm zeigt eine elegante, adlige Erscheinung mit typischen Elementen der italienischen Renaissance: eine kurze Mantelschaube über bestickter Weste, gepuffte Pagenärmel, enganliegende Kniehosen mit Bändern, Lederstiefel mit Sporen, ein Dolch am Gürtel sowie eine Hiebwaffe. Die Maske in der Hand verweist ikonisch auf den Capulet’schen Maskenball des ersten Aktes.
Produktionstitel: Romeo und Julia
Premiere: 14.03.1897
Theater / Ort: Herzogliches Hoftheater Meiningen
Autor: William Shakespeare
Regie: Georg II. von Meiningen
Bühne: Max Brückner
Kostüm: Georg II. von Meiningen
Urheber: Georg II. von Meiningen
Datierung: 1897
Technik: Bleistift, Feder
Institution: Deutsches Theatermuseum München, ID 313321 und ID 54841