
Story
Das Kollektive im Theater
Wir im Theater
An der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin wurde in den 1970er und 1980er Jahren der Theaterprozess neu gedacht: Hierarchien wurden gebrochen und Theater als Kollektiv praktiziert. Bereits am Frankfurter ...und am Schauspielhaus Bochum haben Theaterschaffende ein radikales Umdenken in der Zusammenarbeit am Theater gefordert: In der Theaterarbeit spiegelte sich die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Aufbruchstimmung der 1968er Jahre wider.
»Wie organisieren wir die Arbeit am Stück?«
Protokoll eines Inszenierungsprozesses an der Schaubühne in Berlin 1978
Mit der Frage "Wie organisieren wir die Arbeit an dem Stück?" begann Regisseur Peter Stein damals die kollektive Sitzung zur Produktion "Groß und klein", ein Stück von Botho Strauß. An den Sitzungen nahmen jetzt alle Mitarbeiter*innen des Theaters teil: von Regisseur*innen über Bühnen- und Kostümbildner*innen bis hin zu den Theatermaler*innen in den Werkstätten. Seitenlange wortgenaue Protokollen wurde nangefertigt, in die jederzeit Einsicht genommen werden konnte. Am Ende des Produktionsprozesses stand die gemeinsam erarbeitete Inszenierung.

Alles Kollektiv oder was?
1971 kommt Bühnenbildner Karl Ernst Herrmann an die Schaubühne und erarbeitet vor allem gemeinsam mit Regisseur Peter Stein zahlreiche bekannt gewordene Bühnenbilder. Mit Detailskizzen näherte sich Herrmann dem Bühnenbildentwurf. Die Mitarbeiter*innen der Werkstätten setzen seine Entwürfe um. Die Szenenfotos zeigen, wie Herrmanns Ideen dann auf der Bühne sichtbar wurden.

Von der Zeichnung zum fertigen Bühnenbild




Themen vertiefen & entdecken
–meinte Karl-Ernst Herrmann auf die Frage hin, wie an der Schaubühne denn wirkliche konkret zusammengearbeitet wurde. In der Realität konnte das aber auch ganz anders aussehen: Regisseur Peter Stein entwickelt auch mal ganz ohne Beteiligung des Ensembles und selbst ohne Beteiligung des Bühnenbildners einen ersten Entwurf für das Bühnenbild (Link auf Protokoll oben). Damit war die Richtung der Inszenierung schon festgelegt. Auch die Zusammenarbeit zwischen Bühnenbildner und den Mitarbeiter*innen in den Werkstätten lief nicht immer so, wie es der kollektive Anspruch verheißen ließ:
XY erzählt über den kollektiven Prozess an der Schaubühne: Realität oder Utopie?

Wie sieht die Zukunft des Kollektiven aus?
Kollektive Arbeitsformen und -praktiken wurden in der Geschichte des Theatermachens immer wiederausprobiert. Vor allem die Freie Szene des Theaters – also das Theaterschaffen jenseits von staatlichenTheatern – wird schon immer mit kollaborativen Arbeitsformen experimentiert. Aktuell findet die kollaborativeArbeitsform im gesamten Kulturbetrieb immer mehr Zuspruch. Immer mehr Organisationsstrukturen sollenenthierarchisiert und selbstbestimmtes und basisdemokratisches Arbeiten ermöglicht werden. Die Leitungenim Theater, die Intendanz, werden beispielsweise mit Doppelspitzen besetzt. Immer mehr Theatergruppenarbeiten kollaborativ und treten bewusst als Kollektive auf:







SheShe Pop mit Oratorium.
Aber wie kann Autorschaft, Recherche und Konzeption wirklich kollektiv gelebt werden? Wer trägt imKollektiv die Verantwortung? Wo bleib das künstlerische „Ich“, wenn die Inszenierung nur noch ein Kompromiss ist? Wie sieht die Zukunft des Kollektiven aus?