Jürgen Roses Lebenswerk

Das umfangreiche Werk von Jürgen Rose, den Sven Ricklefs im BR mit Recht als „einen der renommiertesten Bühnengestalter der letzten Jahrzehnte“ bezeichnet hat, umspannt mehr als fünf Jahrzehnte. Es ist in seiner Vielfalt wohl einzigartig, da Jürgen Rose sich allen drei Gattungen des Theaters mit gleicher Intensität gewidmet hat. Etwa 300 Mal hat er hierfür Bühnenräume und Kostüme geschaffen.

Die ästhetische Energie, mit der Jürgen Rose seit 1959 Schauspiel, Oper und Ballett in Deutschland und darüber hinaus geprägt hat, sie hat ihren Niederschlag gefunden in seinem zeichnerischen Werk. Darin gibt es fein ausgearbeitete Landschaftsprospekte, Bildwelten von Gustav Klimt, Paul Klee oder der byzantinischen Kunst inspiriert, kühne Figurinen, zarte Modezeichnungen, opulente Variationen eines Farbtons in derselben Silhouette, die an das Spätwerk von Edgar Degas anzuknüpfen scheinen – und vieles Andere mehr.


Erstaunliche Parallelwelten tun sich des Öfteren auf: Im selben Jahr beispielsweise die überaus üppige Lustige Witwe mit John Cranko in Stuttgart und der karge Wozzeck mit Gustav Rudolf Sellner in Salzburg. Die unterschiedlichen ästhetischen Gestaltungen sind ein spezifisches Merkmal im Schaffen Jürgen Roses, der sich in seiner Arbeit jeweils auf das auszustattende Werk mit Akribie einlässt und seine Phantasie davon leiten lässt.



In München hat dieser Kostüm- und Bühnenbildner seit 1960 im Nationaltheater, im Residenztheater und in den Münchner Kammerspielen die Ästhetik zahlreicher Produktionen nachhaltig geprägt. Der Rosenkavalier von Richard Strauss, Vincenzo Bellinis Norma oder Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart – die Inszenierungen dieser Werke waren lange Zeit im Repertoire der Bayerischen Staatsoper oder sind es noch heute wie Giuseppe Verdis Don Carlo und Mozarts Zauberflöte und Così fan tutte. Sie haben bei aller Unterschiedlichkeit ihrer Wirkung die Gemeinsamkeit, dass Ihre Räume und Kostüme Schöpfungen von Jürgen Rose sind. John Crankos Julia, John Neumeiers Kameliendame, Crankos Tatjana, Neumeiers Odile, Odette und Ludwig II. – sie alle tanzen auch heute noch in Roses Kostümen und bewegen sich in den von ihm gestalteten Bühnenräumen.



Jürgen Roses künstlerischer Weg führte ihn u.a. auch an renommierte Theater in Kopenhagen, Hamburg, Stuttgart, Wien, Genf, London und New York wie zu den Bayreuther und den Salzburger Festspielen.

Zu seinen künstlerischen Wegbegleitern zählten bedeutende Regisseure und Choreographen wie John Cranko, Dieter Dorn, Thomas Langhoff, Hans Lietzau, John Neumeier oder Rudolf Noelte, um nur die wichtigsten zu nennen.
Jürgen Rose schuf in regelmäßiger langer Zusammenarbeit die Kostüme für die großen Bühnenstars seiner Generation und Zeit wie Marcia Haydee, Edita Gruberova, Rolf Boysen oder Gisela Stein und für die gesamten Ensembles, mit denen diese Protagonisten verbunden waren.


Es gab Regisseure und Choreographen, die das zeichnerische Werk befördert haben, herausragend in dieser Hinsicht war John Cranko. Andere Arbeitspartner forderten weniger Roses zeichnerische Möglichkeiten heraus, sie suchten eine plastischere Zugehensweise. Denn Jürgen Rose ist auch ein präziser Modellbauer mit Liebe und Geduld zum Detail. Erhalten sind 110 Modelle, in denen Roses Theaterwelten für den Betrachter wieder erstehen.

Die Erwerbung des Lebenswerks von Jürgen Rose bedeutet für das Deutsche Theatermuseum eine große Bereicherung und Ergänzung seiner grafischen Sammlung wie der Modellsammlung.